„Früher hatten wir für wichtige Weichenstellungen zehn Jahre Zeit, heute nur noch wenige Monate oder Wochen“, so der ehemliage CEO von Alcatel-Lucent (Ben Verwaayen) im Jahr 2007. Heute, so mag man sagen, sprechen wir von einer Reaktionszeit nicht mehr von Wochen oder Monaten, sondern von Tagen oder Stunden. Das berühme „panta rhei“ des Philosophen Heraklit, „alles fließt“, war nie so aktuell wie heute. Ging es früher darum, neue, kluge Routinen zu entwickeln, muss das Ziel heute nolens volens lauten: für dauerhafte Flexibilität sorgen.
Jeden Tag wird Ihre „Antwortfähigkeit“, die Fähigkeit, Antworten auf immer neue Fragen zu finden, stärker herausgefordert. Restrukturierungen und Entlassungen zählen dabei allerdings zu den größten Herausforderungen, denen Sie und Ihr Unternehmen sich stellen müssen. Sie bringen nicht nur tiefgreifende organisatorische Veränderungen mit sich, sondern sind auch mit erheblichen emotionalen Belastungen für alle Beteiligten verbunden. Es gibt keine echte Schonfrist mehr. Für die betroffenen Mitarbeiter bedeuten sie in vielen Fällen einen gravierenden Einschnitt in ihre berufliche und persönliche Lebenssituation. Gleichzeitig stehen die verbleibenden Mitarbeiter vor der Aufgabe, sich an neue Strukturen, Rollen und Arbeitsbedingungen anzupassen, während Sie, die Unternehmensleitung, mit den wirtschaftlichen und strategischen Anforderungen der Krise kämpfen. Angst ist real vorhanden. Es kann nicht das Ziel sein, diese auf null zu reduzieren. Sondern: Diese Angst muss als Energie genutzt werden, so schwer das auch fällt.
In diesen schwierigen Zeiten wird deutlich, dass reines Krisenmanagement, das sich ausschließlich auf die wirtschaftlichen Aspekte konzentriert, nicht ausreicht. Vielmehr erfordert eine solche Situation ein professionelles Change-Management, das auch die Menschen in den Mittelpunkt stellt und sowohl die entlassenen als auch die verbleibenden Mitarbeiter unterstützt. Denn nunmehr hängt der Erfolg eines Unternehmens maßgeblich davon ab, wie gut es gelingt, Unsicherheiten zu minimieren bzw. als Triebfedern für kluges Handeln zu nutzen, Motivation zu erhalten und eine konstruktive Unternehmenskultur zu bewahren.
Für die entlassenen Mitarbeiter bedeutet Change-Management in erster Linie Unterstützung bei der Bewältigung ihrer emotionalen Belastung. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist für viele Menschen ein tiefgreifendes Ereignis, das nicht nur ihre finanzielle Sicherheit, sondern auch ihr Selbstwertgefühl und ihre Perspektiven infrage stellt. Psychologische Unterstützung kann hier helfen, die emotionale Stabilität wiederherzustellen und den Betroffenen neue Zuversicht zu geben.
Darüber hinaus ist es entscheidend, den Mitarbeitern Wege zur beruflichen Neuorientierung aufzuzeigen. Durch gezielte Kompetenzentwicklung und Resilienzförderung können sie nicht nur ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern, sondern auch gestärkt aus der Krise hervorgehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermittlung von Strategien für den erfolgreichen Einstieg in eine neue berufliche Zukunft.
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass die entlassenen Mitarbeiter nicht nur schneller wieder eine neue Anstellung finden, sondern auch das Gefühl entwickeln, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht allein gelassen werden. Eine professionelle Begleitung stärkt nicht nur die Betroffenen selbst, sondern wirkt sich auch positiv auf das Unternehmensimage aus. Es zeigt, dass Verantwortung und Fürsorge auch in schwierigen Zeiten ernst genommen werden – ein Signal, das sowohl nach außen als auch nach innen wirkt.
Doch nicht nur die entlassenen, sondern auch die verbleibenden Mitarbeiter benötigen in Zeiten von Restrukturierungen gezielte Unterstützung. Im Arbeitsalltag wird gelegentlich übersehen, dass auch sie mit erheblichen Unsicherheiten und Belastungen konfrontiert sind. Die Angst vor weiteren Veränderungen, vielleicht weiteren Entlassungen, das Gefühl von Ungerechtigkeit und die erhöhte Arbeitsbelastung führen nicht selten zu einer sinkenden Motivation und einer wachsenden inneren Distanz zum Unternehmen.
Hier setzt unser Change-Management an, indem es dazu beiträgt, diese Unsicherheiten zu reduzieren und das Vertrauen in die Organisation wiederherzustellen. Ein zentraler Punkt ist dabei die Förderung eines offenen und transparenten Dialogs. Mitarbeiter möchten verstehen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen wurden und welche Ziele damit verfolgt werden. Eine klare und ehrliche Kommunikation vonseiten der Führungskräfte ist daher essenziell, um Gerüchten und Misstrauen entgegenzuwirken. Gleichzeitig sollten die verbleibenden Mitarbeiter aktiv in die Neuausrichtung des Unternehmens einbezogen werden. Dies stärkt nicht nur das Gefühl der Zugehörigkeit, sondern zeigt auch, dass ihre Meinung geschätzt wird und sie eine wichtige Rolle im weiteren Erfolg des Unternehmens spielen.
Auch die Neuausrichtung von Rollen und Aufgaben ist ein wichtiger Bestandteil des Change-Managements. Restrukturierungen führen oft dazu, dass bestehende Aufgabenbereiche neu verteilt oder erweitert werden müssen. Für die Betroffenen kann dies eine große Herausforderung darstellen, insbesondere wenn sie sich plötzlich in einer Position wiederfinden, für die sie sich nicht ausreichend qualifiziert fühlen. Durch gezielte Schulungsangebote und individuelle Coachings können diese Unsicherheiten abgebaut werden. Gleichzeitig sollte darauf geachtet werden, dass die Arbeitslast der Mitarbeiter ausgewogen bleibt, um zumindest dauerhaften, strukturellen Stress und Überlastung zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung von Teamgeist und Vertrauen. Restrukturierungen können leicht zu Spannungen und Konflikten innerhalb der Belegschaft führen, insbesondere wenn die Entscheidungen als ungerecht empfunden werden. Maßnahmen wie Teambuilding-Workshops oder Mediationsgespräche können helfen, Spannungen abzubauen und den Zusammenhalt zu stärken. Die verbleibenden Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, dass sie trotz der Veränderungen in einer guten und unterstützenden Umgebung arbeiten können.
Die Folgen von mangelndem Change-Management sollten Unternehmen nicht unterschätzen. Ohne eine gezielte Unterstützung riskieren sie sinkende Produktivität, da die Mitarbeiter ihre Motivation verlieren und sich emotional zurückziehen. Gleichzeitig steigt die Gefahr einer erhöhten Fluktuation, da unzufriedene Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und damit wertvolles Know-how verloren geht. Nicht zuletzt leidet auch das Employer Branding, da das Unternehmen sowohl intern als auch extern als unattraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird.
Investitionen in professionelles Change-Management zahlen sich mittelfristig aus – nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen selbst. Eine stabile Unternehmenskultur, die auch in Krisenzeiten Bestand hat, ist ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter aktiv unterstützen, profitieren von einer höheren Mitarbeiterbindung, einer gesteigerten Produktivität und einem positiven Image als verantwortungsbewusster Arbeitgeber.
Proaktives Handeln sichert Ihren Erfolg. Am Ende des Tages hängt dieser nämlich davon ab, wie Ihr Unternehmen mit Veränderungen umgeht. Restrukturierungen und Entlassungen sind mitunter unvermeidbar, doch die Art und Weise, wie diese Veränderungen gestaltet werden, macht den Unterschied. Professionelles Change-Management bietet die Möglichkeit, diese schwierige Phase nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen – für die Mitarbeiter, für die Führung und für das gesamte Unternehmen.
© Michael Feiten und Alexander Morgen. Alle Rechte vorbehalten.
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